Montag, 15. Juni 2009

Große schwarze Löcher

Gut, ich mache gerne Witze darüber, nenne es "meine großen schwarzen Löcher mit ein bisschen Land dazwischen" und versuche zu vertuschen, dass ich in Wirklichkeit bereits Namensschilder an meinen Spiegeln angebracht habe, damit ich morgens weiß, wer mich da beim Zähneputzen so anschaut.

Die Auswirkungen der schwarzen Löcher sind unterschiedlich, sie machen sich in Kleinigkeiten bemerkbar, wie vergessene Sätze, die ich eben noch aussprechen wollte und die urplötzlich beschlossen haben, ins Nirwana auszuwandern. Oder der Tatsache, völlig planlos im Raum zu stehen und nicht mehr zu wissen, was man 2 sec. vorher dort holen wollte. Lustig sind die schwarzen Löcher, wenn ich dreimal zurück in die Wohnung laufe, sicherlich zum Vergnügen der Nachbarschaft, weil ich ständig etwas vergesse. Aber immerhin, es fällt mir noch an der Tür ein, macht ja nix, dass ich jedesmal auf-und zuschließe. So übt sich die Feinmotorik. Offensichtlich größer werden die Löcher, wenn mir beim erzählen einfach Worte fehlen, so stinknormale, ganz übliche Alltagsworte. Weg. Ins schwarze Loch gefallen. Reichlich albern fühle ich mich auch, wenn ich schon vorher weiß, dass ich dieses oder jenes ohnehin vergessen werde und genau das dann auch passiert. Weg, irgendwo bei den anderen im großen schwarzen Nichts. Und nicht, dass es mir wieder einfällt, nö, gewisse Dinge die ich hätte machen wollen/sollen/müssen sind völlig aus meinem löchrigen Hirn herausgefallen. Bis sie mir wieder einfallen, ist Winter.. oder Sommer, je nachdem, was gerade weiter weg ist. Unheimlich.

Und wirklich suspekt wurde mir dieser Tage zumute.

Mein Einsatz: Ein Einkaufsmarkt in einem Ort, in dem ich seit 25 Jahren Freunde und Bekannte wohnen habe, ich habe dort zwar nie gelebt, kenne aber vermutlich mehr Menschen da, als hier an meinem Wohnort. Aber egal.

Es ist Samstag Abend, ich husche incl. Kind die Tür zum Einkaufsmarkt rein um noch schnell zwei Gurken zu kaufen, als mich eine Frau von der Kasse aus ruft. Sie trägt Arbeitskleidung des Ladens und strahlt mich an. Ruft mich mit meinem Vornamen und freut sich offensichtlich sehr.

Zum Glück muss ich erstmal durch den Eingang vorn rein, um sie zu begrüßen und mir bleiben einige wertvolle Sekunden. WER IST DAS?? Ich weiß, ich kenne diese Frau gut, SEHR gut. Ich weiß, es ist jemand, den ich nicht nur so lala kenne von ein paarmal auf der Straße quatschen. Mein Hirn funkt S.O.S. Kein Empfang. Leere.

Die Frau steht vor mir, umarmt mich und freut sich wie Bolle. Und ich weiß immerhin, ich freue mich auch, ich weiß, ich mag sie sehr und ich weiß immer noch, ich kenne sie gut. Ich schiele ungeschickt auf ihr Namensschild am Kittel. Dort steht der Nachname.

Ok.

*räusper*

Die S.O.S - Signale werden panischer.

Ich weiß, ich kenne den Namen, habe ihn schon tausendmal gehört.

ABER WER IST DIESE FRAU??

Wir reden .. so ein bisschen drumherum, für den Anfang klappt das immer.

Ich werde immer panischer, wird mir doch klar, ich kann unmöglich fragen wer sie ist. Ich weiß, sie würde fassungslos umfallen.

Und kurz bevor mein schwarzes Loch von Gehirn mit roten Rauchzeichen Sirenengeheul anstimmt, spricht sie den erlösenden Satz..

"Und weißt Du, ich hatte irgendwann keine Lust mehr auf "............... " (hier der Name einer Kneipe) und wollte endlich mal was anderes machen.

*klirr*

Die Rauchzeichen wurden eingestellt, die S.O.S-Zeichen hörten auf zu funken und die Sirene stellte sich stromlos.

Ich stand vor einer Frau, mit der ich 8 (!!!) Jahre zusammen gearbeitet hatte, nicht täglich, aber gut 1 - 2 x in der Woche. Die ich schon vorher kannte und auch nachher noch oft mal auf einem Fest getroffen hatte. Das letzte Mal ca. vor 1-2 Jahren.

Das glaubt einem doch kein Mensch??? Hätte ich sie gefragt, woher wir uns kennen, sie hätte den Notarzt angerufen.

Leute, Leute. Ehrlich.

Ich bin Vierzig. Helft mir über die Straße.


2 Kommentare:

  1. *lach* man bin ich froh, dass nicht nur ich ein schwarzes Loch habe... Namen sind noch das kleinste übel. Da kann ich mit "Du" abhelfen. Aber ich kann von der Küche an Computer gehen (keine 5m!) und weiss am Computer nimmer, was ich machen wollte O-O

    Ich hab ja schon angefangen Listen zu führen, was ich zu tun habe. Nur ist die meist nicht da wo ich bin. Im Auto denk ich daran x und y noch machen zu müssen, aber bis ich zuhause bin und es auf die Liste schreiben könnte, hab ich es vergessen. *mä*

    Ich bin noch keine 40 - helft mir bitte trotzdem über die Strasse...

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  2. *lachwech* oha ;)
    Mein lieber Gatte spricht mich gerne mit dem Vornamen meiner Mutter an, wenn ich mal wieder sowas von nicht weiß wo ich meinen Schlüssel und mein Handy hingelegt habe, die ist da auch super drin und ich bin auf dem besten Wege ihr da in nichts nachzustehen ;) Ansonsten, gut bis auf das Ding mit der netten Frau *immernochgrins* kenn ich das nur allzu gut, was auch super ist dass ich ständig vergesse das Auto abzuschließen. In anderen Kölner Vororten hätte das sicher schon manches Mal übel ausgehen können.......Aber, alles wird gut *drück* :)

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